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Ist auch die Zentralbankfinanzierung nicht mehr möglich, zum Beispiel aufgrund einer notwendigen Rückzahlung der Auslandschuld, droht die Zahlungsunfähigkeit. Zu deren Vermeidung versucht der Staat, seine Ausgaben und Einnahmen mit Sanierungsmassnahmen wieder ins Lot zur bringen und mit seinen Gläubigern eine Schuldensanierung zu vereinbaren. Zypern, Griechenland oder Argen- tinien sind die jüngsten Beispiele dafür. Wenn auch dies nicht mehr möglich ist, folgt der Staats- bankrott. Staatsangestellte müssen entlassen werden und der Staat muss den Kauf von Gütern und Dienstleistungen massiv reduzieren. Die Folge ist ein tiefer wirtschaftlicher Einbruch.

Entwicklung der Schulden in der Schweiz und im Ausland

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Schulden als Prozentanteil zum Bruttoinlandpro- dukt (BIP). Diese Kennzahl wird häufig im internationalen Vergleich verwendet.

Entwicklung der Schuldenquote, 2000–2023 in % des BIP

200

Griechenland Italien Frankreich Spanien Österreich EU (19 Länder) Deutschland Irland Schweden Schweiz

180

160

(Quelle: Finanzstatistik, EFV, März 2023)

140

120

100

80

60

40

20

0

2000 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12 13

14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

Im Euroraum sind die Schulden von 2000 bis 2008 weitgehend stabil geblieben. Der Ausbruch der weltweiten Finanz- und Bankenkrise im Jahr 2008 und die anschliessende Rezession sowie die vor- genommenen Bankensanierungen führten zu einem massiven Anstieg der Schulden vieler Staaten. Der extremste Fall stellte Griechenland mit fast einer Verdoppelung der Schulden dar. Schweden und die Schweiz konnten hingegen ihre Schuldquoten kontinuierlich auf ein Niveau von unter 40 % senken. Auch Deutschland senkte die Schulden ab 2011 wieder kontinuierlich auf rund 60 %. Interessant ist die Entwicklung in Irland: Vom tiefsten Stand Anfang der 00-Jahre explodierte die Quote mit der Finanzkrise auf rund 120 %. Anschliessend gelang mehr als eine Halbierung auf unter 50 %. Mit der Corona-Pandemie schnellten in allen Ländern die Quoten massiv in die Höhe. Nur in Irland, Schweden und der Schweiz war der Anstieg bescheiden. Mit Ausnahme von Deutschland und Frankreich konnten alle Länder ihre Quoten in Jahren nach Corona wieder etwas senken. Grie- chenland gelang es gar, die Quote vor das Corona-Niveau zu drücken.

Es stelle sich die Frage, wieso Schulden - historisch gesehen - tendenziell ansteigen und was dage- gen unternommen werden kann.

Gründe für Staatsverschuldung

Verschiedene Gründe spielen bei der steigenden Staatsverschuldung eine wichtige Rolle: ➞ Verschuldung ist einfacher als Steuererhöhung oder Ausgabensenkung ➞ Ausgabenentscheid wird getrennt vom Finanzierungsentscheid gefällt ➞ Stimmentausch von Interessensgruppen führt zu höheren Ausgaben ➞ Jüngere Generationen werden von der älteren Generation belastet ➞ Es gibt Verzögerung der finanzpolitischen Budgetanpassung

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