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Um diesen Nachteilen entgegen zu wirken, wurde in der Schweiz der Finanzausgleich geschaf- fen. Es bestehen einerseits der interkantonale Finanzausgleich zwischen den Kantonen und dem Bund und andererseits der interkommunale Finanzausgleich zwischen den Gemeinden und dem Kanton. Diese kantonalen Ausgleichssysteme sind je nach Grösse und Struktur der Kantone un- terschiedlich ausgestaltet. Die heutigen Systeme der Kantone orientieren sich am Konzept des Bundessystems. Der Finanzausgleich zwischen dem Bund und den Kantonen nennt sich der Nationale Finanzaus- gleich (NFA). Er wurde nach einer Projektphase von über 10 Jahren vom Schweizer Volk im Jahr 2004 beschlossen. Er wird alle vier Jahre überprüft und wenn notwendig angepasst. Er besteht aus drei Hauptpfeilern: Ressourcenausgleich, Lastenausgleich und interkantonale Zusammenar- beit. Der letzte Pfeiler beinhaltet unter anderem den Ausgleich bei den Universitäten und auch den Kulturlastenausgleich zugunsten der städtischen Kulturangebote. Zur Berechnung des Ressourcenausgleichs wird das Ressourcenpotential eines jeden Kantons ermittelt. Es ergibt sich aus den Einkommen und Vermögen der natürlichen Personen und den Gewinnen der juristischen Personen in einer dreijährigen Vorperiode. Der Ressourcenindex bildet das Ressourcenpotential pro Einwohner jedes Kantons ab und beträgt im Durchschnitt aller Kan- tone 100 Punkte. Damit kann die Stärke pro Kopf der einzelnen Kantonen im Quervergleich und die Entwicklung über eine Zeitperiode dargestellt werden.
Ressourcenindex der Kantone 2023 in Punkten
50 25 0 75 100 125 150 175 200 225 250 275
( Quelle : Finanzausgleich zwischen Bund und Kantonen 2023, EFV, November 2022)
ZG
SZ NW BS GE ZH OW VD BL AI TI SH LU AR SG GR AG NE BE TG GL FR UR SO JU VS
Der ressourcenstärkste Kanton ist der Kanton Zug mit einem Index von 266 Punkten. Mit Abstand folgen Schwyz, Nidwalden, Basel-Stadt und Genf. Von den grossen Kantonen hat Zürich einen Index von 123 Punkten. Obwalden hat in den letzten Jahren stark aufgeholt und liegt nun mit 107 Punkten über dem Durchschnitt. Neu ist auch der Kanton Appenzell Innerrhoden mit 101 Punkten ein ressourcenstarker Kanton geworden. Tessin und Waadt liegen mit 99 Punkten fast genau im Durchschnitt, während die beiden grossen Kantone Aargau mit 81 und Bern mit 78 Punkten deut- lich unterdurchschnittliche Werte aufweisen. Die schwächsten Kantone sind Jura und Wallis mit rund 65 Punkten. Aufgrund des Ressourcenindexes werden die Ressourcenausgleichszahlungen zwischen Bund und Kantonen vorgenommen. Zum Ressourcenausgleich kommt der Lastenausgleich für geo- grafisch-topografische (Bergebiete) und für soziodemografische Lasten (Kernstädte, Armut, Al- tersstruktur und die Ausländerintegration) hinzu. Der gesamten Brutto-Ausgleichszahlungen im Jahre 2023 von 5,6 Milliarden Franken werden vom Bund mit 3,8 und von den ressourcenstarken Kantonen mit 1,8 Milliarden Franken finanziert.
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