RECHT | STAAT | WIRTSCHAFT
Umweltbelastung pro Tonne
Nicht jede Tonne Food Waste belastet die Umwelt gleich stark. Einerseits gibt es Produkte wie Fleisch, die besonders umweltbelastend sind. Andererseits gilt: Je später in der Wertschöpfungs- kette ein Produkt weggeworfen wird, desto umweltschädlicher ist es, weil es bereits transportiert, gekühlt, verarbeitet und vielleicht sogar schon zubereitet wurde. Das alles braucht Energie. Food Waste ist auch ein ethisches Problem. Wir werfen Lebensmittel weg, während andere hun- gern oder an Mangelernährung leiden. Oder Tiere werden getötet für Fleisch, das am Ende gar nicht gegessen wird. Berechnungen zeigen ausserdem, dass Food Waste auch erhebliche Kosten verursacht: Pro Person und Jahr werden in privaten Haushalten durchschnittlich Lebensmittel im Wert von über CHF 600.– weggeworfen.
Ethisches Problem
AUFGABEN | KAPITEL 29.2
a ) Partnerarbeit: Wählen Sie eine Lebensmittelkategorie aus der ersten Abbildung aus (Food Waste pro Kopf). Suchen Sie 2–3 Gründe für das Nichtkonsumieren und machen Sie einen Vorschlag, wie der Verlust vermindert werden könnte. b) Stellen Sie zu zweit eine Vermutung auf, warum die Umweltbelastung von Fleisch so hoch ist, obwohl vergleichsweise wenig im Abfall landet.
29.3 Wo und warum entsteht Food Waste?
In der Landwirtschaft
Am Anfang der Lebensmittelkette – in der Landwirtschaft – fallen 20 Prozent der Lebensmit- telverluste an. Die Ursachen sind komplex und teilweise auf den Handel und die Verarbeitung zurückzuführen. Strenge Handelsnormen führen dazu, dass beispielsweise Gemüse, welches nicht den Grössenvorgaben entspricht, aussortiert wird. Solche Vorgaben haben vielfältige Hintergrün- de. Beispielsweise kann eine Kartoffelschälmaschine nicht Kartoffeln jeder Form und Grösse schä- len und ein zu grosser Sellerie würde nicht in die vorgesehenen Kisten passen, die gestapelt werden müssen. Natürlich spielen auch die Präferenzen der Konsumentinnen und Konsumenten eine wichtige Rolle: So werden wegen der Garzeit gleich grosse Kartoffeln bevorzugt. Die Erfah- rungen der Detailhändler zeigen, dass weniger perfekte Produkte, wie z.B. gebrochene Karotten, im Laden oftmals liegen bleiben. Wer etwas dagegen tun möchte und gerne unförmiges Gemüse kaufen würde, findet dieses dann kaum im Angebot. Die landwirtschaftliche Produktion ist zu- dem stark vom Wetter abhängig und ein Schädlingsbefall kann nicht immer verhindert werden. So pflanzen Landwirtinnen und Landwirte immer etwas mehr an, damit sie am Ende genügend liefern können. Hier zeigt sich bereits, dass viele Faktoren, die zu Food Waste beitragen, an Rahmenbedingun- gen der Lieferkette (Produktionsanlagen, Logistik, Angebotsgestaltung) geknüpft sind. Diese zu ändern, ist nicht so einfach. Nötig wären Investitionen oder neue Formen der Zusammenarbeit zwischen den Marktakteuren. Die lebensmittelverarbeitende Industrie hat einen Anteil von 35 Prozent an den vermeidbaren Lebensmittelverlusten der Schweiz. Der Hauptgrund für diese Verluste sind Nebenprodukte, die bei der Verarbeitung entstehen und nicht oder nur in kleinen Mengen weiterverwendet werden. Ein Beispiel für solch ein Nebenprodukt ist Kleie, die beim Mahlen von Getreide entsteht: Beim Weissmehl wird nur der innere Teil des Getreidekorns verwendet; die Schale hingegen, welche wertvolle Ballaststoffe, Vitamine und Mineralien enthält, bleibt als Kleie übrig. Beim Vollkornmehl wird hingegen auch die Schale gemahlen. Vollkornbrot ist also nicht nur gesünder, sondern ver- ursacht auch weniger Food Waste.
In der verarbeitenden Industrie
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