Recht Staat Wirtschaft 21

RECHT | STAAT | WIRTSCHAFT

29 VERMEIDEN VON FOOD WASTE 29.1 Was ist Food Waste? Als «Food Waste» oder «Lebensmittelverschwendung» werden die vermeidbaren Lebensmittel- verluste bezeichnet. Das sind die essbaren Anteile von Nahrungsmitteln, die für den menschlichen Konsum produziert, aber nicht von Menschen konsumiert werden. Wirft ein Restaurant den Stamm des Brokkolis weg, weil dieser auf dem Teller nicht so schön aussieht wie die Röschen, ist das Food Waste, ebenso die Karottenschalen. Hühnerfüsse hingegen gelten bei uns nicht als essbar, auch wenn sie in anderen Ländern durchaus gegessen werden. Sie zählen deshalb nicht zu Food Waste wie auch Bananenschalen oder Knochen. Ein Yoghurt, das entsorgt wird, oder ein Salat, der lampig wird, weil er im Kühlschrank vergessen wurde, gilt wiederum als Food Waste. Unvermeidbare Lebensmittelverluste – wie Teile von Lebensmitteln, die nicht essbar sind oder in unserer Kultur als nicht essbar gelten – laufen also nicht unter Food Waste. Weiter zählen auch Reste in Produktionsanlagen nicht dazu, wenn diese mit dem heutigen Stand der Technik nicht vermieden werden können.

Definition

29.2 Wieviel Food Waste verursacht die Schweiz und was sind die Folgen?

330 kg pro Person

Rund ein Drittel aller essbaren Anteile von Lebensmitteln geht zwischen Acker und Teller verloren oder wird verschwendet. Das ergibt gemäss einer Studie der ETH Zürich pro Jahr rund 2.8 Mio. Tonnen vermeidbare Lebensmittelverluste. Dies entspricht etwa 330 kg pro Person und Jahr. Die- se Verluste fallen an verschiedenen Stellen entlang der Wertschöpfungskette an. Den grössten Anteil an den Lebensmittelverlusten hat Frischgemüse: Pro Kopf werfen wir in der Schweiz jedes Jahr 104 kg an Gemüse und Kartoffeln weg oder sie bleiben bereits auf dem Feld liegen (siehe nachstehende Abbildung). An zweiter Stelle folgt Käse, wobei insbesondere das Nebenprodukt Molke ins Gewicht fällt. Ein Teil davon wird zwar als Molkegetränk verkauft, aber die vorhandene Menge ist im Moment viel grösser als die Nachfrage. Und schliesslich auf Platz drei folgt die Kategorie Brote und Backwaren. Das Ernährungssystem umfasst die landwirtschaftliche Produktion von Lebensmitteln, deren Verarbeitung, Verpackung, Transport, Handel und Zubereitung und verursacht rund ein Viertel unserer gesamten Umweltbelastung. Davon ist wiederum ein Viertel auf vermeidbare Lebens- mittelverluste zurückzuführen. Diese Zahlen zeigen, dass die Vermeidung von Food Waste eine sehr wichtige Massnahme ist, um unseren ökologischen Fussabdruck (siehe 28.4) zu reduzieren. Jedes nicht gegessene Lebensmittel ist nicht nur eine Verschwendung von Nährstoffen, sondern führt auch zu unnötiger Umweltbelastung. Zum Anbau von Nahrungsmitteln und zur Haltung von Nutztieren werden beispielsweise Land und Wasser benötigt. Dabei belasten Pflanzenschutzmit- tel Böden, Gewässer und Lebewesen. Bei der Rinderzucht entstehen wiederum klimaschädliche Verdauungsgase wie Methan. Zudem werden für den Anbau von Futtermitteln tropische Regen- wälder abgeholzt, was mit gravierenden Folgen wie Biodiversitätsverlust und Freisetzung von Kohlenstoff, welcher in Bäumen und Biomasse gespeichert ist, einhergeht. Des Weiteren werden von der Bewirtschaftung der Felder über den Transport, die Lagerung und die Verarbeitung von Lebensmitteln bis zur Zubereitung von Mahlzeiten entlang der gesamten Wertschöpfungskette fossile Energieträger, z.B. Diesel, eingesetzt, die Emissionen verursachen. Würde nur so viel pro- duziert wie auch konsumiert wird, könnten diese Umwelteinwirkungen vermieden werden.

Grosse Umweltbelastung

430

www.bafu.admin.ch/lebensmittelabfaelle

Powered by