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Folgt man der wissenschaftlichen Lehrmeinung, dann sollten die Netto-Emissionen von CO2 und anderen Treibhausgasen schnell abgesenkt und weltweit spätestens zwischen 2040 und 2050 auf null reduziert werden. Je schneller die Absenkung gelingt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, den Wert von 1,5 Grad nicht zu überschreiten. Erreicht werden muss also eine Balance zwischen menschgemachten Emissionen und der Verringerung oder Entfernung von Treibhausgasemis- sionen (letzteres zum Beispiel durch Wiederaufforstung von Wäldern oder andere Formen der künstlichen Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre). Fragen der Finanzierung werden ebenfalls angeschnitten. Die Industriestaaten sollen die Ent- wicklungsländer im Kampf gegen den Klimawandel finanziell unterstützen. Aber auch die zu eini- gem Wohlstand gekommenen Schwellenländer sind aufgerufen, weiterhin oder neu Finanzhilfen zu leisten. Zwei Jahre nach dem Pariser Klimaabkommen wurde von Regierungsvertretern und Fachleuten in der deutschen Stadt Bonn an einem «Regelbuch» gearbeitet. Es gibt Richtlinien für die Berichte vor, die die teilnehmenden Länder künftig alle fünf Jahre für die sogenannte «globale Bestands- aufnahme» abzugeben haben. Zum Beispiel muss man sich darauf verlassen können, dass eine Tonne Kohlendioxid überall das gleiche bedeutet. Ausserdem sollen die Berichte einheitlich über Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel informieren.
UNO-Klimakonferenzen in Bonn und in Katowice
Zudem ging es um den «Ambitions»- oder «Ratschen»-Mechanismus. Dieser sieht vor, dass die geplanten Massnahmen zum Klimaschutz alle fünf Jahre ehrgeiziger werden.
Ende 2018 schliesslich haben sich 14 000 Delegierte aus 195 Ländern im polnischen Katowice auf ein Regelbuch geeinigt, um die Absichten des Pariser Abkommens umzusetzen. Neben der Einigung auf technische Fragen (z. B. was zählt als CO2-Reduktion, wer überwacht die Länder- fortschritte?), standen sogenannte «nationally determined contributions» (NDC) im Zentrum der Aufmerksamkeit. In ihnen verpflichten sich Länder auf freiwilliger Basis zu konkreten Mass- nahmen auf nationaler Ebene, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Das Abkommen von Paris ist nur möglich geworden, weil die Zustimmung der teilnehmenden Länder zu immer mehr Klimaschutz auf Freiwilligkeit beruht. Darum werden ohne gegenseitiges gutes Zureden kaum Fortschritte auf diesem Gebiet erzielt. Dies hat man nicht zuletzt in den Folgekonferenzen in Madrid, Glasgow, Scharm asch-Schaich und Dubai gesehen; deren Resultate waren bescheiden.
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