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Das Schweizer Bankwesen

Es ist kein Zufall, dass die Schweiz Heimat bedeutender Banken ist und unser Finanzplatz eine wichtige Rolle spielt.

Unsere Banken haben nach dem Ersten Weltkrieg (1914–1918) international eine starke Stellung erzielt. Die meisten europäischen Länder waren vom langjährigen Krieg geschwächt, und ihre Währungen waren einem starken Wertzerfall ausgesetzt (teilweise, so in Deutschland, herrschte bald «Hyperinflation» mit mehreren 100 % Geldentwertung pro Jahr). Als neutrales Land hatte die Schweiz hingegen stabile Verhältnisse und eine gesunde, starke Währung. Viele Europäer legten ihre Ersparnisse deshalb in der Schweiz an und verlangten nach entsprechenden Diensten unserer Geldinstitute. Das Aufkommen der Nationalsozialisten in den Dreissigerjahren in Deutschland und Österreich sowie der Faschisten in Italien und Spanien verunsicherte zusätzlich, und machte die Schweiz mit ihrem «Bankkundengeheimnis» zum sicheren Hafen für viele Vermögenswerte. Das Bank- kundengeheimnis (abgekürzt oft als «Bankgeheimnis» bezeichnet) ist in jüngster Zeit verstärkt unter Druck geraten. Grundsätzlich schützt es einen Kontoinhaber vor Zugriffen staatlicher Insti- tutionen (Polizei, Steuerbehörden), aber auch von privaten Personen und Firmen (Datenschutz, Schutz der Privatsphäre). Mit dem automatischen Informationsaustausch, der weltweit einge- führt wird, ist das Bankgeheimnis gegenüber Steuerbehörden international abgeschafft. Im In- land hingegen bleibt es nach wie vor bestehen.

Das Bankwesen in der Schweiz ist von grosser volkswirtschaftlicher Bedeutung. Es schafft rund 90 000 Vollzeitstellen und erarbeitet rund 9 % des Bruttoinlandproduktes.

Personalbestand ( Vollzeitäquivalent ) der Banken in der Schweiz

Mitarbeiter in Tausend

Privatbankiers

100

Regionalbanken, Sparkassen

Andere Banken

80

(Quelle: SNB, zit. gem. Finanz und Wirtschaft, Oktober 2022)

Raiffeisenbanken

60

Börsenbanken

40

Auslandbanken

20

Kantonalbanken

0

Grossbanken

2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018

2020 2021 2019

Volkswirtschaftliche Funktion

Generell übernehmen Banken in allen Volkswirtschaften wichtige Funktionen, so u. a.:

Vermittlungsfunktion

Ballungsfunktion

Vertrauensfunktion

Mittler zwischen Anlegern (Angebot) und Kreditsuchenden (Nachfrage), damit optimale Zuteilung des Geldkapitals

Ausgleich zwischen den vielen kleinen Einlagen und den Grosskrediten

Dank Risikostreuung und professioneller Kreditvergabe werden die Gelder sicherer angelegt, als wenn dies der einzelne Sparer selbst tun würde

Grundsätzlich erbringt die Finanzindustrie zwei wichtige Dienstleistungen: Sie wirkt als eine Art «ökonomische Zeitmaschine», indem sie Sparern hilft, deren heutige Überschüsse in die Zukunft zu übertragen bzw. den Kreditnehmern ermöglicht, auf zukünftige Erträge schon heute zuzu- greifen. Die Finanzwirtschaft bietet auch ein Sicherheitsnetz in Form von Versicherungen gegen zahlreiche Risiken.

Mit diesen beiden Dienstleistungen macht eine gut funktionierende Finanzindustrie eine ungewis- se Welt planbarer, sicherer und damit wirtschaftlich besser nutzbar.

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