Recht Staat Wirtschaft 21

RECHT | STAAT | WIRTSCHAFT

Steuerung durch zentrale Planung Hier übernehmen zentrale staatliche Stellen die Planung. Von oben nach unten werden Pläne (für ein oder fünf Jahre) erstellt, welche festlegen, wie viel Stück eines Gutes (z.B. Kühlschränke) in der Zeitperiode durch wen erstellt und an wen zu welchen Bedingungen (Qualität, Preis) geliefert werden sollen. Wir reden von einer Zentralen Planwirtschaft, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind: ➞ Staatliches Eigentum an Produktionsmitteln, es gibt nur Staatsunternehmen ➞ Staatlich geregelter Arbeitsmarkt, keine Vertragsfreiheit ➞ Dezentrale Planung der Betriebe «von unten nach oben» ➞ Abstimmung aller dezentralen Pläne (und damit Festlegung aller Preise und Mengen) durch die zentrale Planungsbehörde ➞ Belohnung plangerechter Leistungen durch Prämien, Titel und Orden ➞ Bei Fehlleistungen striktere Kontrolle, allenfalls Strafen Der Koordinations- und Lenkungsmechanismus kann mit verschiedenen Eigentumsordnungen und staatlichen Rollen kombiniert werden. In der Praxis gehört zur Marktwirtschaft in der Regel das Privateigentum, zur Planwirtschaft staatliches Eigentum. Die Verteilung des Eigentums hat einen starken Einfluss auf die Verteilung der Einkommen auf die einzelnen Personen. Die Rolle des Staates ist dabei ganz unterschiedlich. Er kann bei der Freien Marktwirtschaft prak- tisch nichts regeln und die Marktkräfte spielen lassen (Stichwort «Nachtwächterstaat») oder gewis- se Rahmenbedingungen setzen, um Schwächere zu schützen (z.B. Arbeitsgesetze, Konsumenten- schutz), um Marktmissbrauch (Kartelle, Absprachen unter Firmen) zu verhindern oder die Umwelt zu schonen. Greift der Staat mittels Sozialversicherungen und Steuern in die Einkommens- und Vermögensverteilung ein, reden wir statt von der Freien von der Sozialen Marktwirtschaft.

Mehr oder weniger Staat

Unterschiedliches Menschenbild

Für welche Wirtschaftsordnung sich eine Gesellschaft entscheidet, hängt nicht zuletzt ab vom Menschenbild, das in dieser Gesellschaft vorherrscht:

Individualismus ➞ Freiheit des Einzelnen vor Gruppeninteressen ➞ Privatinitiative und Selbstverantwortung als allseits akzeptierte Tugenden ➞ Persönliche Gleichberechtigung, gleiche Startchancen ➞ Verteilung der Ergebnisse nach Leistung

Kollektivismus ➞ Gruppeninteressen vor Freiheit des Einzelnen ➞ Wohlergehen des Kollektivs hat höchste Priorität ➞ Einsatz fürs Kollektiv als allseits akzeptierte Tugend ➞ Möglichst gleichmässige Verteilung der Ergebnisse

Zwischen diesen beiden Gesellschaftspolen befinden sich die Wirtschaftsordnungen:

Wirtschaftsordnung vor gesellschaftlichem Hintergrund

Individualismus

Freie Marktwirtschaft

Soziale Marktwirtschaft

Staatliche Einflussnahme

Zentrale Planwirtschaft

Kollektivismus

282

Powered by